Resümee des Sozialkunde LK 11

Nach unserer intensiven Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Thema Wald, seinem Nutzen für Gesellschaft und Umwelt sowie für den einzelnen Menschen haben wir erkannt, dass das Thema so komplex ist, dass auch die Wissenschaft sowie die (lokale) Politik nicht immer eine Meinung sind, wenn es darum geht, wie es dem Wald geht und vor allem wie man ihm helfen kann. 

Vor Beginn des Projektes waren wir uns nicht bewusst, welch große gesellschaftliche, wirtschaftliche, aber vor allem auch ökologische Rolle der Wald auf unserem Planeten spielt. Natürlich haben wir früher zwar viel im Wald gespielt und im Verlaufe unseres Schullebens etwas über die Photosynthese im Zusammenhang mit Bäumen und Pflanzen gehört, aber die eben erwähnte Vielfältigkeit der Bedeutung des Waldes war uns alles andere als bewusst. 

Vielfältig waren auch die unterschiedlichen Aussagen der Interviewten. Alle unsere drei Interviewpartner legten uns unterschiedlichste Positionen dar, die sich in manchen Aspekten allerdings auch ähnelten. Während uns die Forstamtsleitern des Forstamts Bienwald vor allem durch fachliche Informationen zum Wald im Allgemeinen, dem Bienwald im Speziellen, aber auch zu unserem speziell behandelten „Naturwaldprojekt“ behilflich war, erläuterten uns Herr Fabian Ehmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Herr Martin Brandl (CDU) den politischen Umgang und die politische Bedeutung des Themas aus völlig unterschiedlichen Perspektiven. Gerade die Aussagen der beiden Politiker unterschieden sich häufig fundamental. Ein Beispiel hierfür wäre z.B. der Umgang mit dem Totholz des Waldes.

Die Forstamtsvertreterin Frau Berens sieht das Abholzen der Bestände derzeit generell kritisch. Sie ist der Meinung, dass das Abholzen besonders aufgrund des aktuell äußerste präsenten Klimawandels vernachlässigt werden sollte. Es sei primäres Ziel, den Wald wegen seiner vielfältigen, teils lebensnotwendigen Funktionen unter allen Umständen zu erhalten, koste es, was es wolle.   

Während Herr Ehmann dem Totholz eine sehr wichtige Bedeutung für den Wald zuspricht, da es eine Vielzahl an Lebensräumen schaffe und somit sehr wichtig für den Erhalt des gerade in Zeiten des Klimawandels so wichtigen Ökosystems sei, fokussiert sich Brandl mit Blick auf das Totholz vor allem auf den Brandschutz, schließlich gäbe es aus seiner Sicht aufgrund der derzeitigen Klimaveränderung und Trockenheit gerade im Sommer ein deutlich erhöhtes Brandrisiko verglichen mit früheren Zeiten. Daher sei es ihm besonders wichtig, dass der Wald stets für die Feuerwehr passierbar bleibe, um Brände im Wald bestmöglich bekämpfen zu können. Grundlegend äußerte er im Interview die These, dass Brandprävention im Wald vor allem durch das vernünftige Aufräumen von Totholz und das Passierbarmachen von Wegen gewährleistet würde. Auf die Frage, ob ein solches Vorgehen den Tieren gegenüber nicht etwas schädlich sei, entgegnet er, dass man stets priorisieren müsse, und der Brandschutz und somit die Sicherheit der Bevölkerung aus seiner Sicht an erster Stelle stehe. Aus diesen Gründen, aber auch generell, sei er ohnehin kein Befürworter der Stilllegung von Flächen. Die Abholzung von maroden Beständen befürwortet Brandl allerdings auch, da wissenschaftlich erwiesen sei, dass geschlagenes Holz, das verbaut wird, das klimaschädliche CO2 im Zweifel über mehrere Jahrtausende binde. Er gibt zu, dass sich das Abholzen maroder Bestände nur dann lohne, wenn das Holz auch wirklich verbaut und nicht verbrannt wird. Das Verbrennen des Holzes führe nämlich nur zu einer Beschleunigung der CO2-Abgabe an die Luft. Grundsätzlich ist er der Meinung, dass die forstwirtschaftliche Nutzung dem Wald nicht schade. Schließlich sei ein klimatisch intakter Wald aufgrund der aktuellen Entwicklungen derzeit wichtiger als ein stillgelegter Wald, der in ein paar Jahren, so Brandl wörtlich „vor sich hin fault“.

Ein solch stillgelegter Wald entspricht beispielsweise dem von uns bereits in der Projektbeschreibung angesprochenem „Naturwaldgroßprojekt“ im Bienwald. Hier wird der Natur freien Lauf gelassen, menschliche Eingriffe erfolgt ausschließlich durch eine jährliche, großangelegte Jagd. Auch bezogen auf dieses Projekt unterscheidet sich die Sichtweise unserer Interviewgäste. Die Forstamtsleiterin Frau Berens sieht den Beschluss des Projektes grundlegend als einen großen Meilenstein im Umgang mit der Natur an. Schließlich war das Naturwaldgroßprojekt deutschlandweit eines der ersten Projekte seiner Art und daher bannbrechend. Rückblickend würde allerdings auch Frau Berens gerne einzelne kleine Verbesserungen vornehmen. Im Moment sieht sie den Fokus auf der Rettung des Waldes, nicht auf der Ausweitung solcher Naturwaldprojekte, auch, wenn diese wichtig seien. 

Herr Ehmann bewertet solche Projekte grundsätzlich als hilfreich und positiv, da sie zweifellos eine Verbesserung der Lebensräume und des Ökosystems darstellen können. Die einzige Optimierung sieht Ehmann, je nach den im Projektgebiet herrschenden Gegebenheiten, in der Ausweitung der Jagden zur Reduzierung des Wildbestands, schließlich könne das Wachstum der Pflanzen und der Fortbestand eines solchen Projektes als Ökosystem nur durch regelmäßige Jagden garantiert werden. Da Ehmann allerdings keine Kenntnisse über die regionalen Gegebenheiten des Naturwaldprojektgebiets im Bienwald besitzt, möchte er sich bei der Frage, ob eine Ausweitung der Jagden bezogen auf dieses spezielle Gebiet sinnvoll sei, nicht festlegen.

Martin Brandl ist grundlegend der Meinung, dass jegliche Projekte, so auch dieses, in ihrer Zeit, sprich in der Zeit ihres Beschlusses unter Betrachtung der damals wichtigen Thematiken bewertet werden müssten. Aus diesem Grund habe er das Naturwaldgroßprojekt zum Zeitpunkt seines Beschlusses zweifellos befürwortet, schließlich hätten zu dieser Zeit Themen wie Biodiversität oder der Erhalt der Artenvielfalt und nicht der Klimawandel den gesellschaftlichen Diskurs bestimmt. Rückblickend sieht er das Projekt allerdings kritisch, schließlich stehe für ihn derzeit die Bekämpfung des Klimawandels im Vordergrund. Hierfür sei die forstwirtschaftliche Betreuung des gesamten Waldes essenziell.

Gesellschaftlich wurde das Projekt teils kritisiert, teils befürwortet. Kritsch bewertet wird das Projekt vor allem von Landwirten und älteren Bürgern. Sie sehen ihre Leistungen sowie die ihrer Vorfahren und älteren Verwandten als zunichtegemacht an, schließlich sei der Projektbereich aufgrund seiner Unberührtheit wirtschaftlich nutzlos. Landwirte sehen ihre mögliche Produktionsfläche durch das Projekt als eingeschränkt an.
Andere bewerten das Projekt positiv, da es erheblich zur erfolgreichen Bekämpfung des Klimawandels beitrüge und darüber hinaus die Natur und ihre natürliche Entwicklung sowie die Lebensräume der einzelnen Tiere in den Vordergrund gestellt werden.

Herr Ehmann verwies uns während des Interviews den sogenannten Waldzustandsbericht, laut dem derzeit in den deutschen Wäldern vier von fünf Bäumen, also 80% aller Bäume, als akut gefährdet aufgeführt werden. Diese sollte aus Sicht Ehmanns ein Alarmsignal sein, das zeigt, dass man sich endlich dem Wald und seinen Problemen stellen sollte. Im Gegensatz zu Herrn Brandl setzt Herr Ehmann vor allem auf eine naturnahe Regulierung des Klimawandels durch den Menschen. Hierbei thematisiert er vor allem eine sogenannte „Verjüngung“ des Bodens, schließlich sei eine der Vegetation anpasste Regulierung des Waldbestandes notwendig. Darüber hinaus setzt er auf ein gesundes, resistentes und vor allem an die derzeitigen Umweltbedingungen angepasstes Mischwaldverhältnis. Seiner Meinung nach sollte der Entfall von Beständen nicht nur durch billigere Nadel-, sondern auch durch Laubbäume aufgeforstet werden. Um diese Ziele zu erreichen, müsse man aus Sicht Ehmanns vor allen Dingen auf positive Anreize für die Waldbesitzer setzen. Hierbei denkt Ehmann beispielsweise an finanzielle Prämien, sollte das Ziel der Ausweitung eines Mischwaldes auf dem Landstück eines bestimmten Privatwaldbesitzers erreicht werden. Auf der Bundesebene gebe es eine solche „Waldklimaprämie“ bereits, in die bis zum Ende dieser Legislaturperiode Gelder in Höhe von 900 Millionen Euro investiert werden sollen. Auch Martin Brandl ist der Meinung, dass gerade der Pfälzer- und Bienwald aufgrund seines hohen Mischwaldbestands verglichen mit anderen Wäldern klimaresilienter sind. Aus Sicht Ehmanns wäre auch die Festlegung eines zeitgemäßen Jagdgesetzes, um die Verjüngung des Waldes zu garantieren, es solle weder zu viel noch zu wenig gejagt werden. Dem Wald sei schließlich nur dann geholfen, wenn der dortige Wildbestand perfekt auf ihn abgestimmt ist. Ehmann nimmt in seiner Stellungnahme außerdem Bezug auf die aktuelle Situation des Forstamts, schließlich seien es vor allem fachlich gut ausgebildete Forstarbeiter, die ein erfolgreiches Fortbestehen des Waldes garantieren.  

Die Forstamtsvertreterin Frau Berens beschreibt, dass das Hauptaugenmerk ihre Arbeit vor allem auf dem Ausbau erneuerbarer Energien liegt und der Frage, ob man Windkraftanlagen im Wald wirklich installieren möchte. Zudem sei man gerade in Rheinland-Pfalz vor allem an Tourismus und dem Ausbau von Waldwegen interessiert. Des Weiteren beschäftige man sich mit der Installation von Photovoltaikanalgen. 

Die Bedeutung der Photovoltaikanlagen ist auch für Brandl und die gesamte Landtagsfraktion der CDU unübersehbar. Hierzu hat die CDU-Landtagsfraktion im Landtag bereits einen Gesetztes-Entwurf zur Solarpflicht eingebracht. Das Gesetz beinhaltet eine Solarpflicht auf allen neugebauten Gebäuden. Brandl ist sich allerdings sicher, dass das Gesetz, trotz der aus seiner Sicht großen Wirkung für die Bekämpfung des Klimawandels, von Seiten der Ampel-Koalition abgelehnt werden wird. 


„Forstwirtschaftliche Nutzung zerstört den Wald nicht, sondern hilft, ihn zu erhalten“.

Das ist ein Zitat, das der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Brandl in seinem einstündigen Interview mit uns getätigt hat. Grundsätzlich ist die wirtschaftlich orientierte Nutzung des Waldes aus unserer Sicht nicht zielführend und effektiv. Gerade in Zeiten des Klimawandels halten wir die von Herrn Brandl vorgeschlagene Nutzung – die maroden Bestände des Waldes abholzen und zu verbauen – für falsch. Hierbei wird nicht nur den Tieren, sondern auch dem Menschen langfristig der Lebensraum genommen. Schließlich ist Totholz primär Lebensraum für diverse Tierarten wie beispielsweise Asseln oder verschiedene Käfer. Finden allerdings Käfer und Insekten keinen passenden Lebensraum mehr, sterben sie mit der Zeit aus. Das Aussterben verschiedener Arten wirkt sich negativ auf das Ökosystem unseres Planeten aus. Ein schlechtes Ökosystem ist langfristig auch für den Menschen problematisch. Daraus folgt, dass ein vernünftiger Umgang mit anderen Lebewesen aus unserer Sicht die Grundlage für das Fortbestehen unseres Planeten und somit auch des Menschen darstellt. Darüber hinaus sehen wir uns als Menschen nicht in der Position, den Tieren ihren Lebensraum zu nehmen, nur um Geld zu verdienen, das Holz zu verbauen oder den Wald für die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte passierbar zu machen. Für die Feuerwehr passierbare Wege waren vor allem für Martin Brandl ein zentrales Element im Kampf gegen den Klimawandel, schließlich ist er der Meinung, dass sich der Mensch durch verschiedene Handlungen an ihn anpassen müsse. Eine solche Maßnahme wäre aus seiner Sicht beispielsweise das Freiräumen von Wegen, notfalls auch durch Abholzung intakter Waldbestände, schließlich stehe die Brandprävention aus seiner Sicht an oberster Stelle. Auch hier bleibt für uns wieder die Frage, was mit den Tieren und Pflanzen passiert, die durch das Abholzen ihr Leben oder ihren Lebensraum verlieren. Fortamtsleiterin Astrid Berens ist der Meinung, dass derzeit fachlich gesehen vor allem der Erhalt des Waldes, und nicht die Rodung des Waldes im Vordergrund stehe, ihr gehe es vor allem darum, den Wald vor dem Klimawandel zu schützen. Wenn selbst die Forstamtsleitern gegen die Rodung des Waldes argumentiert, wird deutlich, dass die These Martin Brandl aus wissenschaftlicher Sicht nicht legitim ist, schließlich maßen wir uns an, durch Abholzen des Waldes massig Lebensräume zu zerstören und stellen uns somit über Tiere und Pflanzen, was unserer Meinung nach moralisch verwerflich ist. Martin Brandl erwähnte außerdem, dass das gerodete Holz bestenfalls verbaut werden sollte, schließlich binde verbautes Holz über Jahre CO2. Die Frage ist allerdings, was mit dem gerodeten Holz wirklich geschieht und wie viel von ihm tatsächlich verbaut und was verbrannt wird. 

Eine stillgelegte Waldfläche bezeichnet Brandl als „vor sich hin faulend“. Diese Formulierung ist kritisch zu betrachten, da Brandl mit diesem Zitat abermals den Menschen über die Tierwelt stellt, indem er erläutert, dass nur ein Wald, um den sich der Mensch kümmere eine fortbestehende Resistenz gegen den Klimawandel entwickeln könne. Eine solche „vor sich hin faulende“ Fläche wäre beispielsweise das Naturwaldprojekt im Bienwald. Aus unserer Sicht tragen solche Projekte auf jeden Fall zu einem Fortbestehen des Waldes bei, schließlich wird dem Wald endlich ein Raum zu seiner freien natürlichen Entfaltung gewährt, ganz ohne wirtschaftliche Interessen des Menschen, die den Wald zerstören. Auch Berens verdeutlicht: „Das Projekt war sicherlich ein Meilenstein und daher aus damaliger Sicht sehr bedeutend“, schließlich war das Projekt eines der ersten seiner Art in Deutschland. Auch das Argument Brandls, dass die Sicherheit von Personen im Wald stets gewährt werden müsse, sehen wir zumindest für den Bereich des Naturwaldprojektes kritisch. Dieses Argument Brandls ist zwar nachvollziehbar und entspricht der rechtlichen Ordnung in Deutschland. Schließlich gilt die Verkehrssicherungspflicht, auch im Wald, ausschließlich auf Wegen. Im Bereich des Naturwaldprojektes gibt es allerdings keine festgelegten Wege, da dieser Bereich völlig menschenleer ist. Insgesamt ist das Naturwaldprojekt aus unserer Sicht vor allem positiv zu bewerten. 

Alles in allem lässt sich feststellen, dass die Argumentation von Herrn Ehmann und der Forstamtsleiterin auf der einen und Herrn Brandl auf der anderen Seite sowie die von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen völlig unterschiedlich sind. Während Ehmann und Berens vor allem den Schutz die Tier- und Pflanzenarten in den Vordergrund stellen und Abholzen der Wälder vernachlässigen möchten, ist Herr Brandl der Meinung, dass das Abholzen ein legitimes Mittel sei, um sich dem Klimawandel anzupassen. Jedoch spricht er kein einziges Mal in seinem Bericht davon, dass marode oder abgeholzte Bestände durch das Pflanzen neuer Bäume ersetzt werden sollte. Hier stellt sich für uns die Frage, wie gerodete Bestände aus Brandls Sicht ersetzt werden sollten, denn es ist nun mal Fakt, dass bereits ein Mangel gesunder Baumarten vorliegt, so sind 80% unserer Bäume krank. Außerdem sind Bäume aufgrund der Photosynthese Grundlage jeden Lebens. Doch was passiert aus Brandls Sicht eigentlich mit den Tieren? Schließlich sollten wir Menschen uns nicht über die Tiere stellen, da sie ebenfalls eine sehr bedeutende Rolle auf unserem Planeten spielen und somit auch für die Existenz des Menschen immens wichtig sind. Dies ist nicht legitim, da wir Menschen eine gewisse Verantwortung für alle Lebewesen auf diesem Planeten haben und diese Aufgabe nicht vernachlässigen sollten. Außerdem ist diese Haltung Brandls sehr kurzfristig gedacht, denn sie führt zu Wohlstand, aber langfristig schadet sie nicht nur den Lebewesen, sondern auch dem gesamten Ökosystem unseres Planten und somit in letzter Instanz auch uns Menschen selbst. 

Im Großen und Ganzen würden wir uns daher eher den Meinungen und vorgeschlagenen Maßnahmen Fabian Ehmanns und Astrid Berens’ zustimmen, schließlich bringen sie Vorschläge, die nicht nur dem Menschen, sondern Tieren und Pflanzen unterstützen. Bei dieser Thematik sollten wir Menschen aus unserer Sicht nicht egoistisch, sondern umsichtig gegenüber Tieren und Pflanzen handeln. Nur gemeinsam können wir gegen den Klimawandel ankämpfen.